Autorin werden oder wie du mit Bücher rein wirst

Vor ChatGPT geschrieben. Von David Lindner

Welche Bücher mich für Traumzeit interessieren

Ich sage immer: Wenn das Skript von Harry Potter auf meinem Schreibtisch gelandet, dann wäre das ein großes Unglück für einen der größten Bucherfolge der Geschichte gewesen. Ich hätte es veröffentlicht! Aber ich hätte nie die Power gehabt, es zu einem internationalen Phänomen erwachsen zu lassen.

Wenn du also in deinem Skript das Potenzial für eine Million LeserInnen siehst, biete es nicht mir an. Wenn du selbst schon dreihundert Bücher an deine Kunden verkaufen kannst, mindestens 3.000 Follower hast, faszinierend schreibst und dein Buch irgendwie zu unseren Themen: Klang, Schwingung, Gesundheit | Instrumentenkunde | Spiritualität | Reisen | Humor | Naturerfahrungen passt – dann wird es spannend.

Beherrscht du die Kunst des Absatzes? Lach nicht? Inzwischen haben viele Bestseller keine echten Absätze mehr. Gruselig zu lesen.
Schreibst du lebendig?
Bietet dein Buch mir als Leser einen so hohen Mehrwert, dass mir das Inhaltsverzeichnis und die ersten fünf Seiten oder ein erstes Probekapitel Lust auf mehr machen?
Bist du dir bewusst, dass du als Autor das Buch verkaufen musst? Ein Verlag ist heute nur noch Begleiter, Coach, beliefert interessierte Medien, merzt arg zu blöde inhaltliche Fehler im Skript aus.
Ohne einen Autor, der sein Thema liebt und sich zu 150% für sein Buch einsetzt wirst du auch in größeren und großen Verlag erleben wie dein Titel untergeht.

Wie du es mir anbieten kannst

Zuerst musst du mich pitchen: Mir eine eMail schicken und schreiben, dass du mir gerne ein Buchskript anbieten würdest. Du hast ungefähr zwei Minuten, um mich zu faszinieren. Oder maximal fünf bis zehn Sätze.

Ich bitte um dein Verständnis:
15 Minuten für Lesen und Antwort schreiben kosten mich 60 Euro. Ich bekomme hier immer wieder Angebote von Menschen, die noch kein Wort geschrieben haben aber gerne mit mir diskutieren würden, warum ihre Buchidee toll ist. Die Zeit, die du von mir bekommst, ist Zeit, die ich nicht in eigene Projekte investieren kann.

DU MUSST MICH FASZINIEREN!

Um dein Skript beurteilen zu können, muss dein Angebot folgendes enthalten:

  • Titel
  • Inhaltsverzeichnis
  • Einleitung und ein Kapitel
  • Eventuelle Bildrechte verwendeter Fotos müssen bei dir liegen
  • Wer ist deine Zielgruppe?
  • Wo und in welcher Zahl und Qualität hast du Kontakt zu deiner Zielgruppe?
    Wie viele potenzielle Leserinnen bringst du mit?
  • Deine Kurzvita, maximal halbe Seite
  • Wie würdest du zum erfolgreichen Verkauf eines bei Traumzeit veröffentlichen Buches beitragen?

 

Bitte: ich bin echt lieb!

Bitte nimm mir die krassen Ansagen hier nicht übel. Ich bin ein extrem kreativer und damit zeitlich ausgelasteter Mensch und auch keine zwanzig mehr. 

Um mein eigenes Pensum zu schaffen, gehe ich Kooperationen wirklich nur dann ein, wenn du mir klar machen kannst, warum es für mich und für die Welt ein Gewinn wäre, wenn wir zusammen arbeiten.

Und bitte nimm es mir nicht übel, wenn ich absage. Ich habe mehrfach sogar sehr vielversprechende Skripte abgelehnt, weil es mir einfach an Zeit mangelte.

Ich gebe keine Einschätzungen einer Idee, quasi eine individuelle Bewertung deines Skriptes ab. Aus zwei Gründen:

  1. Lesen, bewerten und antworten dauert eine Stunde und kosten mich 300 Euro. Bist du bereit, die zu zahlen? Dann frage ein Buchcoaching an.
  2. 99% aller Autoren sind beleidigt, würde der Verleger seine persönliche Einschätzung offen und ehrlich teilen, Wenn sie 300 Euro für ein Buchcoaching ausgeben, sind sie nicht beleidigt, sondern hören genau zu.

    Anleitung zu einem besseren Buch

    Ich liebe Bücher. Natürlich. Darum hier ein paar Tipps zur Selbstreflexion. Die sollen auf keinen Fall arrogant klingen. Ich habe es nur schon so oft erlebt, dass mir Menschen ein Buch angeboten haben und zwei bis drei Fragen führten dazu, dass sie sich mit einem Schlag sicher waren: Ja, warum und für wen will ich da eigentlich schreiben?

    Stell dir bitte folgende Fragen, bevor du ein Buch schreibst oder schreiben lässt:

    1. Habe ich außergewöhnliche Erfahrungen, Kenntnisse oder Methodiken in meinem Fachgebiet? Mehr als andere meines Fachgebietes?
    2. Weicht mein außergewöhnliches Wissen deutlich von dem ab, was schon in Büchern veröffentlicht wurde?
    3. Wenn dein Wissen nicht so besonders ist, ist deine Art es zu kommunizieren denn ganz besonders? Du kannst ein bereits reichlich in der Literatur abgehandeltes Thema auf so faszinierende Weise neu erzählen, dass dein Werk alleine durch deine Perspektive wertvoll wird.
    4. Jeder will ja etwas ganz besonderes und ganz und gar einzigartig sein. Das nimmt jeder von uns für sich in Anspruch. Die Forschung hat allerdings belegt: Wir sind uns alle ganz schön ähnlich. Einen echten Unterschied macht kaum jemand.
    5. Wenn du “Anders” bist, dann wird dein Business schon lange bevor du eine Buchidee hast, erfolgreich laufen. Also definiere für dich: Was macht dein Buch zu einem so anderen, so wichtigen Werk, dass du viel Arbeit reinstecken möchtest und viel Geld? Und ich als Verleger viel Zeit und damit Geld?
    6. Frag dich immer: Für wen will ich dieses Buch schreiben? Wer ist mein Zielpublikum? Jedes zweite Skript meiner Verlegerkarriere handelte irgendwie vom Leben der Autorin und was sie alles erlebt hat. Oftmals sind da wirklich beeindruckende Lebensgeschichten hinter. Doch ich erlaube mir dann gerne die Frage: Glaubst du, deine Lebenserfahrung weicht Wesentlich von ähnlichen oder noch dramatischeren Erfahrungen anderer Menschen ab?
    7. Wenn ich über meine Autobiografie nachdenke, was Spaß macht, frage ich mich, wo sich meine Geschichte einreiht zwischen Ghandi, Steve Jobs, Peter Gabriel oder der Lebensgeschichte eines Menschen, der einen Krieg, eine Hungerkatastrophe und einen schweren Unfall überlebt hat.Ich finde mein Leben sehr spannend und interessant und ich kann ja recht lebhaft erzählen. Aber nur für mich. Für meine Kundinnen genügen einige Eckpunkte, meine Lebensgeschichte ist es nicht wert, niedergeschrieben zu werden.
      Ich möchte hier nicht gegen Biografien, zum Beispiel Familienbiografien sprechen. Wenn du Kinder und Enkelkinder hast oder als Wohltäter und Unternehmer in deiner Gemeinde eine Hausnummer warst, dann interessiert deine Geschichte sicherlich einige Dutzend oder Hundert Leute.
      Ein Nachbar aus unserer Straße hat ein Leben als Schäfer, als Schafhirte geführt. Der hat ein Leben geführt, wie es kaum einer lebt, in einer Zeit, die für immer entschwindet. DAS ist wert erzählt zu werden und hat sich etliche tausend Mal verkauft.
      Was soll ich denn erzählen, was nicht andere tausendfach schlimmer oder schöner erlebt hätten?
    8. Und wenn du Schreibtalent hast, vielleicht wäre die Geschichte deiner Nachbarin im Krieg und Wiederaufbau Deutschlands eher wert erzählt zu werden als deine. Sie würde sich sicher freuen, wenn du sie schreibst  …
    9. Wer ist deine Zielgruppe? Ist diese Zielgruppe viele tausende bis zehntausende Menschen stark? Hast du Kontakt zu deiner Zielgruppe? Weil du schon dreitausend Kunden in der einer Kartei hast, dein Newsletter an 6.000 geht und 10.000 dir auf Social Media folgen.
    10. Einer meiner Mentoren empfiehlt regelmäßig Bücher, die er gelesen hat und beeindruckend fand. Sein eigenes Buch ist nicht sooo toll geworden, hätte er besser bleiben gelassen. Aber sein Buchtipps haben mich schon echt weitergebracht.
      Empfiehl deinen Kundinnen richtig gute Bücher und sie werden dir dankbarer sein als wenn du ihnen dein nicht so richtig gutes Buch aufschwatzt und anschließend wissen willst, ob sie es auch gut fanden.
    11. Wenn du ein Restaurant führst und hier Lesungen stattfinden, dann wäre ein Buch über deine Erlebnisse mit Gästen vielleicht ein nettes Buchgeschenk für deine guten Kunden. Aber wäre es auch für einen Verlag spannend, der schnell mal fünfstellig investiert, bevor das erste Buch überhaupt erhältlich ist? Sind deine Gäste allesamt Mitglieder der Cosa Nostra? Interessantes Buch sicherlich. Aber ansonsten …
    12. Es geht also ums Selbst-Relativieren und dass fällt uns Kreativen gerne schwer. Mir auch. Wir sind begeistert von einer Idee und – Attacke! – wollen sie umsetzen. Und da holen uns die Coachingkurse “Der Weg zum eigenen Buch” natürlich gekonnt ab.
      Doch sich ehrlich machen vor sich selbst und sich die Frage stellen: Braucht die Welt mein Buch oder empfehle ich guten Leuten lieber vorhandene gute Bücher? Die Menschen lesen nämlich unter anderem weniger, weil sie immer mehr Schrott zu lesen bekommen. Jeder ist froh, wenn er über einen zielgenauen Tipp ein Buch empfohlen bekommt, dass ihn weiterbringt.
    13. Ich rege nur dazu an: Stell dir diesen Fragen. Wenn du dein Buch dann schreibst, werden diese Fragen dazu beitragen, dass es ein besseres Buch wird.