Die legendären Bücher des Hörpapstes neu aufgelegt

Wie Jazz-und Hörlegende Joachim-Ernst Berendt zu Traumzeit kam und seine verschollenen Bücher bei uns neue Heimat fanden

Ein Beitrag von David Lindner

Die legendären Bücher des Hörpapstes

Von einem der auszog, die Menschen das Lauschen zu lehren

Die Älteren unter den Leserinnen werden sich vielleicht noch erinnern: Aus dem Radio kam die magisch-sonore Stimme eines Mannes, der uns in den achtziger Jahren hörend in die Welt führte: Joachim-Ernst Berendt.

Im SWR brachte diese schon als Jazzpapst zur Legende gewordene Gründungsfigur des Südwestfunks nun bisher unerhörte Beispiele von Klängen, Instrumenten, Stimmen, Geräuschen, Tönen, Lieder, Rhythmen und was nicht alles aus aller Welt.

Seine Sendungen “Nada Brahma – Die Welt ist Klang” und “Das dritte Ohr – vom Hören der Welt” waren legendär. Wir saßen Lauschend und Staunend vor dem Radio und hörten, wie JEB unser Perlen ins Ohr träufelte. Was für ein Abenteuer das war, können jüngere Menschen wohl kaum noch erahnen.

Als Hardcover in festlichem Gewand mit künstlerisch-stilisierten Ohr als Motiv der Neuauflage von "Das Dritte Ohr"

Mein geistiger Vater

Das Hörwerk von Joachim-Ernst Berendt hat mich tief beeindruckt. Lange bevor ich selbst in den Sog der Klangwelten geriet und den Verlag gründete, hatten mich die Radiosendungen und Bücher Berendts für das Hören der Welt geöffnet.

Es ist fraglich, ob es ohne Joachim-Ernst Berendts Einfluss auf mein Leben den Traumzeit-Verlag und die Akademie für Heilsame KlangKunst gegeben hätte.

Der sprachlich virtuose und fast magisch ins Buch regelrecht hineinziehende Stil Berendts hat mich inspiriert und ist so in meine eigenen Werke prägend mit eingeflossen. Joachim-Ernst Berendt zählt zu meinen geistigen Vätern.

Ein folgenreiches Treffen

Durch „Zufall“ traf ich Jadranka Marijan-Berendt, die Witte Berendts auf einem Seminar in der Schweiz. Schnell fanden wir einen Draht zueinander. Als ich hörte, dass einige wichtige Werke von Joachim-Ernst Berendt nicht mehr verlegt werden, habe ich nicht lange gezögert: Der Altmeister der neuen Hör-Kultur sollte neu aufgelegt werden. Auch wenn seine Bücher nur noch von wenigen Hundert Menschen im Jahr gelesen werden. Auch wenn das aus betriebswirtschaftlicher Sicht keine kluge Entscheidung ist. Es ist das Herz, dem es  zu folgen gilt.

Und mein Herz sagt: In den Kernaussagen sind Joachim-Ernst Berendts Bücher heute aktueller denn je. Tatsächlich wird unsere Gesellschaft immer lauter, immer mächtiger durch den Medien- und Produktivitätslärm in die Irre verführt.

Und so habe ich sie neu gehoben – und ihnen die schönsten Cover und Einbände ihrer Geschichte geschenkt: Die vergessen geglaubten Perlen der Hörkultur – neu im Traumzeit-Verlag.

David Lindner und Jadranka Marijan-Berendt bei der Überarbeitung von "Ich höre also bin ich"

Überarbeitung

Gemeinsam mit Jadranka haben wir das Buch „Ich höre, also bin ich“ deutlich überarbeitet, da es einige wissenschaftlich überhaupt nicht mehr haltbare Passagen zum Thema Planetentöne enthielt. Zudem haben wir die Übungen im Buch nach den Kapitel zusammengefasst, so dass sie sich jetzt viel leichter umsetzen lassen. Mit einigen Fotos, passend zu Übungen erstellt, rundeten wir das Buch ab, das nun endlich wieder als edles Hardcover verfügbar ist.

Die ausgesprochen langen Anhänge und Literaturverzeichnisse aus Das Dritte Ohr“ haben wir rausgelassen und können das Buch für völlig irre 17,95 als Hardcover mit immer noch 440 Seiten anbieten. Die Anhänge gibt es für die wenigen, die sie brauchen natürlich trotzdem! Zum Download einfach auf der Buchseite. Und hier die kompletten Anhänge zum Download das-dritte-ohr—anhang

Die Autobiografie Berendts „Das Leben – Ein Klang“ mit 510 Seiten und als Hardcover. Leute, das ist für einen Miniverlag ein unfassbar toller Preis!

Schließlich unser Berendt-Topseller mit wundervoll mystischem Cover „Es gibt keinen Weg. Nur Gehen.“

Die überarbeitete Fassung von "Ich höre also bin ich", etwas aufgelockert mit Fotos und für Leserinnen mit kostenlosem Download von zwei unterstützenden Tonaufnahmen für Meditationen im Buch

Zugunsten Terres des Hommes

Von Joachim-Ernst Berendt herausgegeben und kommentiert erschien „Geschichten wie Edelsteine“ zuerst im Kösel-Verlag und ist ein zweiter Beweis dafür, wie dumm es ist, sich nicht für ältere Titel zu engagieren. Das Buch hat zwei tolle Auflage bestritten und wird ganz sicher noch eine dritte erleben. Da es sich aus Weisheitsgeschichten aus aller Welt zusammensetzt, überweisen wir das Autorenhonorar jedes Jahr zu Weihnachten an die gemeinnützige Organisation „Terres des Hommes“.

Aus alt macht neu!

Wenn sich eine Neuauflage für einen Verlag aus finanziellen Gründen nicht mehr lohnt, dann nimmt er mit Ausverkauf der letzten Auflage ein Buch vom Markt. Bei Verlagskonzernen und großen Verlagen geht das ziemlich schnell.

Mich als Leser hat das immer nachdenklich gemacht: Ein tolles Buch wird doch nicht dadurch nicht mehr toll weil es nur noch wenige Dutzend oder Hundert Menschen im Jahr lesen wollen, oder? Als Autor und Leser habe ich immer gedacht: Vielleicht verkauft man nur hundert Exemplare von einem Buch. Eines dieser Hundert Bücher landet dann aber bei einem Menschen, dessen Leben durch dieses Buch einen entscheidenden Impuls bekommt – sowas passiert nämlich bei Buchlesern.

Es ist einfach schade, wie viele gute Bücher nicht mehr verlegt werden. Und wie viele schlechte jedes Jahr neu erscheinen. Wir als Kultur und LeserInnen fördern diesen Trend auch: es muss immer etwas Neues sein! Doch der „Immer-Neu!“-Wahn gerät in allen Bereichen unseres Lebens und unserer Kultur nicht nur an seine Grenzen. Wir sind diesen Ansturm von „Immer-neu!“ langsam müde und bemerken, dass das Immer-Neue oftmals gar nicht besser als das Alte ist. Immer öfter ist es schlicht schlechter oder nur eine billige Nachahme.

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